Aus dem Hintergrund ins Rampenlicht
Frauenbiographien zu erfoschen, ist bis heute eine große Herausforderung – besonders bei den Lebensgeschichten jener Frauen, die schon zu Lebzeiten nicht im Rampenlicht standen. Historiker*innen, die sich mit Frauen/Lesben(bewegungs)geschichte befassen, werden daher zwangsläufig zu Expert*innen darin, Orte der Wissensüberlieferung jenseits staatlicher Archive ausfindig zu machen, kleinste Informationsschnipsel zusammenzutragen und zu deuten, Anspielungen zu verstehen und Texte gegen den Strich zu lesen.
Für die Recherchen zu ihrer Doktorarbeit über weibliche Lebensgemeinschaften im Bürgertum um 1900 suchte die Historikerin Bianca Walther im ASA nach Anhaltspunkten für die Biographie von Margarete Friedenthal (1871-1957). Friedenthal war eine Berliner Frauenrechtlerin, die als Bindeglied zwischen der „gemäßigten“ und der „radikalen“ bürgerlichen Frauenbewegung agierte. Walther fand im ASA neue Hinweise auf die frühen Aktivitäten der Aktivistin in den Mädchen- und Frauengruppen für soziale Hilfsarbeit.
Die Wissenschaftlerin veröffentlichte nun einen Blogbeitrag, der Friedenthals Leben und Wirken anschaulich skizziert. Der Text ist ein Ergebnis hartnäckiger Recherchen, denn Friedenthal agierte und organisierte stets im Hintergrund. Zudem wurde ihr Engagement durch das ihrer prominenten Lebensgefährten, der Frauenrechtlerin Anna Pappritz (1861-1939) überstrahlt. Umso erfreulicher ist es, dass Friedenthals spannende Biographie durch Walthers Forschungsarbeit wieder zugänglich wird. Der Rechercheerfolg ist zudem eine Motivation für diejenigen Wissenschaftler*innen, die sich ihrerseits mit Frauen aus der zweiten Reihe beschäftigen.